(c) Timo Wirsching

Im Zeit-Raum: Joana Breidenbach

"Mit 'inner work' unsere Welt gestalten": Johannes Kaup im Gespräch mit der Sozialunternehmerin Joana Breidenbach

Alles auf einen Blick
DI | 29 04 2025 | 18.30 Uhr
Location:
Studio 3
ORF RadioKulturhaus
Argentinierstraße 30a
1040 Wien
Kartenabholung:
ab 30 Min vor Beginn
Saaleinlass:
ab 15 Min vor Beginn
Veranstaltungsdauer:
ca. 1,5 Stunden
Preis: € 12,- (inkl. USt.)

Wir sind Kinder der Moderne und daher auch des Fortschrittsdenkens. Wenn wir arbeiten und uns vielfältig engagieren, hoffen wir damit auf eine bessere Zukunft und eine bessere Welt. Die wachstumsorientierte Marktwirtschaft, die vielfältigen Konsummöglichkeiten, das Bildungssystem und die Demokratie – sie alle versprechen ein Mehr, eine Steigerung des Lebens durch Fortschritt. Indem wir dem ständigen Drang nach Mehr folgen, tun wir auch mehr, kommunizieren mehr, wissen mehr und konsumieren mehr. Als Fortschrittsgläubige gehen wir davon aus, dass wir die Welt nach unserem Willen verändern können. Wir müssten es nur wollen und umsetzen. Dann können wir Hindernisse und Gegner überwinden und alle Probleme lösen.

Nüchtern betrachtet, erweist sich das aber angesichts der Komplexität des Lebens meist als völlige Überforderung und illusionäres Wunschdenken. Das gilt für unser persönliches Leben genauso wie für die Gesellschaft. Wir spüren das, wenn unser Anspruch der Veränderung und die erlebte Wirklichkeit schmerzlich auseinanderklaffen. Auf globaler Ebene entwickelt sich eine Klimakatastrophe, in den Demokratien macht sich Müdigkeit breit und autoritäre Regime sind im Aufwind. Auf individueller Ebene nehmen die Krisensymptome zu: psychosomatische Krankheiten, Depression, Burnout, Boreout, Rückzug und Einsamkeit, Wut und Traurigkeit. Viele finden sich erschöpft und desillusioniert in einem "rasenden Stillstand" wieder.

Fazit: All unser rastloses Streben nach Mehr erfüllt uns nicht in der Tiefe, führt nicht zu substanziellem Handeln oder zu einer besseren Gesellschaft und Welt. "Krisen lassen sich nicht bewältigen, indem wir sie umschiffen, sondern indem wir sie annehmen, integrieren und transzendieren. Probleme stehen uns nicht im Weg, sie sind der Weg." – Das sagt Joana Breidenbach.

Die Kulturanthropologin und Sozialunternehmerin beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Themen des Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihrer Erfahrung nach wird sich im Außen nichts verändern, wenn wir uns nicht selbst verändern. Dazu braucht es "inner work". Das ist die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken, Gefühlen, Überzeugungen und Verhaltensmustern, um persönliches Wachstum, Selbstbewusstsein und emotionale Heilung zu fördern. Es handelt sich dabei um einen inneren Prozess, bei dem Menschen ihre inneren Konflikte und Blockaden erkennen und bearbeiten. Während wir uns tiefer mit uns selbst verbinden und unsere Beziehungen zueinander erforschen, setzen wir uns gleichzeitig mit den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen auseinander, deren Teil wir sind. Und während wir uns verändern, verwandeln wir auch diese Strukturen. So können einerseits alte Ideen, die uns heute nicht mehr dienen, verabschiedet werden und neue Verhaltensweisen, Strukturen und Prozesse erprobt werden, die besser an die Dynamik unserer aktuellen Realität angepasst sind.

Joana Breidenbach, 1965 in Hamburg geboren, ist Kulturwissenschafterin, Internet- und Sozialunternehmerin. 2007 begründete sie die größte deutsche Online-Spendenplattform betterplace mit, bei der Hilfsorganisationen aus aller Welt ihre Projekte vorstellen und per Crowdfunding Spenden sammeln können. Die international gefragte Rednerin engagiert sich im Bereich "New Work" für neue Organisations- und Führungsformen. 2019 veröffentlichte sie zusammen mit Bettina Rollow das Buch "New Work needs Inner Work". Sie gründete den Thinktank betterplace.lab, die gemeinnützige Aktiengesellschaft gut.org und das Unternemer:innen-Netzwerk brafe.space.

Text: Johannes Kaup

ORF RadioKulturhaus
Einlass
Beginn
Preis
17:30
18:30
Location: Studio 3

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